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Swiss International Mountain Marathon

Medizinisches Merkblatt

Einleitung

Dres. med. Beat + Max Hintermann sind sportinteressierte Ärzte und waren von Anfang an aktiv an unserer Veranstaltung dabei. Früher als siegreiche Spitzenläufer und dann viele Jahre lang als unsere Wettkampf-Ärzte! Der Mountain Marathon ist zu einem abenteuerlichen Sporthöhepunkt nicht nur für toptrainierte Spitzenathleten geworden. Extreme Bedingungen von Seite der Witterung wie auch des Geländes bedeuten einerseits besondere Herausforderung, andererseits aber auch extreme Beanspruchung des Körpers, der physischen wie auch der psychischen Widerstandskraft. Als erfahrene KARRIMOR-Freaks und laufinteressierte Mediziner möchten wir mit den folgenden Zeilen dazu beitragen, dass dieser Wettkampf zu einem Erlebnis wird.

Inhalt Merkblatt

Den Inhalt des oben verlinkten Merkblatts haben wir hier zur einfachen Übersicht nochmals aufbereitet:

  • Vorbereitung

    Ein regelmässiges Ausdauertraining ist für diesen 2-tägigen Wettkampf unentbehrlich. Ein «Long-Jogg» in den Voralpen oder im Jura ist vorgängig sehr zu empfehlen, wobei auch die Flüssigkeitszufuhr und das Laufen mit Rucksack geübt werden sollte.

    In den letzten Tagen vor dem Wettkampf soll neben einem sehr reduzierten Training der ausreichenden Erholung und insbesondere der idealen Ernährung Beachtung geschenkt werden. Diese soll in den letzten zwei bis drei Tagen hauptsächlich aus Kohlehydraten bestehen. Auf eine gleichzeitig genügende Flüssigkeitszufuhr muss geachtet werden.

  • Verhalten im Wettkampf

    Nicht zu schnell starten, weil sonst neben übermässigen Kräften verhältnismässig viele Energie- und Flüssigkeitsreserven verpufft werden! Unterwegs früh, bei warmen Temperaturen schon nach einer halben Stunde mit regelmässiger Flüssigkeitszufuhr beginnen. Besonders zu empfehlen: hypoton verdünntes Isostar, Rivella Marathon, Ice Tea u.a. aus dem Beutel. Einseitigkeit vermeiden! Dazu kleinere, leicht verdauliche und kohlehydratreiche Kleinigkeiten wie Fruchtschnitten, Biberli, Schokoladestengel u.a. essen und mit Flüssigkeit hinunterspülen (Isontonisierungseffekt).

    Die Wettkampfkleider müssen sich unbedingt der Witterung anpassen; dabei ist auf einen ausreichenden Kälte- und Nässeschutz zu achten. Mütze bei starker Sonne!

  • Verhalten im Biwak

    Hier gilt das Augenmerk der Regeneration, und gerade hier wird am meisten gesündigt. Die Körperpflege ist selbstverständlich und garantiert u.a. auch eine warme Nacht. Die Energiezufuhr muss oft gegen den Willen des Körpers forciert werden und hat über Stunden kontinuierlich zu erfolgen. Wer bis zum Hinlegen in den Schlafsack nicht wieder normal wasserlösen kann, hat bestimmt zuwenig getrunken ... Selbstverständlich lohnt es sich, die verfügbaren Kleider über Nacht gezielt und rechtzeitig anzuziehen, bevor der Körper einmal ausgekühlt ist.

  • Verhalten bei Unfällen

    Schwere Unfälle

    Patienten fachgerecht lagern und vor der Witterung schützen, raschmöglichst Alarm auslösen. Positions-Koordinaten genau ermitteln! Muss der Verletzte verlassen werden, diesen in gesicherter Seitenlage zurücklassen, sofern das Eintreten eines Schockzustandes nicht ausgeschlossen werden kann. Ev. Unfallstelle markieren, um das Auffinden aus der Luft zu erleichtern.

    Einfache Verletzungen

    Bei den üblichen «leichten» Verletzungen des Bewegungsapparates wie Fuss- oder Kniestauchungen nach Möglichkeit sofort kühlen und hochlagern. Der Wegtransport hat sich nach den lokalen Möglichkeiten zu richten, allenfalls ist eine improvisierte Ruhigstellung notwendig. Bei Prellungen gilt grundsätzlich das gleiche. Offene Verletzungen bedürfen einer fachkundigen Versorgung möglichst innerhalb von sechs Stunden, um Wundheilstörungen oder gar Infektionen zu verhindern. Wegen der allgemeinen Gefahr von kleinen Hautwunden empfiehlt sich die Kontrolle, ob in den letzten fünf Jahren eine Starrkrampf-Impfung (Tetanus) durchgeführt wurde. Überlastungsschäden wie Blasenbildung, Sehnenscheidenentzündungen oder Rückenschmerzen durch den Rucksack sind unangenehm, bedürfen aber keiner Sofortmassnahmen. Durch eine gründliche Vorbereitung lassen sie sich in der Regel vermeiden.

    Hungerast (Hypoglykaemie)

    Ist eine Folge des uebermässigen Absinkens des Blutzuckers. Zeichen sind Konzentrationsschwächen, Stolpern, Zittern, allgemeine Schwäche, kalter Schweiss, Unwohlsein u.a. Sofort anhalten, Traubenzucker, sonstige Süssigkeiten und süsse Getränke verabreichen, warme Kleider anziehen. Unbedingt anhalten bis zur Erholung, dann langsam weiterlaufen. Weiter ernähren, um drohenden Rückfall zu vermeiden!

    Bauchkrämpfe

    Können durch übermässige Zufuhr von konzentrierten Zuckern auftreten. Eine vielseitige Zwischenverpflegung und ausreichende hypotonische Flüssigkeitszufuhr lassen dies verhindern.

    Beinkrämpfe

    Sind ein Zeichen der übermässigen Erschöpfung der Muskulatur. Es ist erwiesen, dass diese vermehrt bei Elektrolytmangel auftreten; Kalium und Magnesium spielen eine zentrale Rolle. Mit gewöhnlichen Salztabletten wird aber «nur» Natrium und Chlor zugeführt, was zusätzlich Brechreize auslösen kann. Deshalb bei den Getränken unbedingt auf die Elektrolytzusammensetzung achten. Bei bestehenden Muskelkrämpfen Muskeln vorsichtig passiv dehnen (durch Partner!), nicht liegen bleiben, sondern leicht bewegen.

    Blasen

    Sind rechtzeitig zu erkennen und vor weiterer mechanischer Reizung zu schützen, insbesondere versuchen zu verhindern, dass sie aufgehen. Blasen am Rand vorsichtig mit einer Nadel punktieren und ausdrücken.

    Tape

    Kann vor Vertreten schützen, aber nur bei fachgerechter Anwendung. Zu beachten ist eine deutliche Abnahme der Wirksamkeit nach ein bis zwei Stunden, dann wenn auch der Körper ermüdet.

  • Apotheke
    Eine Taschenapotheke ist vorgeschrieben; als wichtigste Utensilien empfehlen sich neben Pflaster und Desinfektionsmitteln ein bis zwei elastische Binden sowie eine Alu-Decke, ebenso Traubenzucker und Schmerzmittel (z.B. Aspirin, Treupel, Ponstan, Voltaren). Eine Schere kann gute Dienste erweisen.
  • Schlussbetrachtung
    Der MOUNTAIN MARATHON ist ein einzigartig schöner und erlebnisreicher Wettkampf, der im Gebirge stattfindet und viel Härte, Wille und Durchhaltevermögen verlangt. Die Aufteilung in zwei Etappen mit Biwak dazwischen stellt grosse Anforderungen an Regeneration und Moral, verleiht aber dem Anlass vielleicht auch die abenteuerliche Note. In diesem Wettkampf zu bestehen, hierfür zählt nebst Ausdauer, Kraft und psychischer Widerstandskraft insbesondere die Erfahrung. Diese unsere Erfahrungen aus medizinischer Sicht zusammenzutragen, war unser Ziel.
Auf Wiedersehen am nächsten Mountain Marathon! Dres. Med. Beat + Max Hintermann